Forumtheater als Praxis der Aufklärung und der Kritischen Pädagogik
und aus den Generativen Themen der Teilnehmenden, (das sind die, die sie wirklich jetzt berühren, die sie verändern wollen)
Hintergrund des Theater der Unterdrückten
von Augusto Boal ist die Pädagogik der Unterdrückten von Paulo Freire, die heute als wichtige Grundlage der Kritischen Theorie in den international denkenden Kulturen geworden ist.
Was als Frankfurter Schule im amerikanischen Exil begonnen hatte, die wissenschaftliche Arbeit mit den Hintergründen der Gesellschaftstheorie wie von Bakunin, Hegel, Marx und der Psychoanalyse nach Freud und diversen Schülern, in anderen Kulturen und Ländern mit den Gedanken von Antonio Gramsci, Gustav Landauer und Martin Buber erweitert, ist an vielen Hochschulen und Schulen verbreitet, aber im Antikommunismus der christlichen Reaktion im Europa des Postfaschismus bekämpft und verweigert.
Die Konservative Revolution
hatte 1920 zum Faschismus geführt, nach 1945 zur Restauration eines Systems, das sich schon 1950 selbst freigesprochen hat: Mit Zustimmung der Kirchen und fast aller Parteien, und dafür die idealistischen Sprüche des "christlichen Abendlandes" als demokratische Grundlage bekommen.
Als geschlossene Front der Reaktion haben wir nun fast 40 Jahre eine geistig-moralische Wende, begonnen mit Kohl und jüdischen verlassenen Vermögen und schwarzen Koffern bis Schäuble, konzertiert mit Hartz4 per Schröder und Kriegsbeteiligungen mit Joschka Fischer ...
profitierend von der alten Tradition der Rüstungsindustrie, gegen die vor 150 Jahren schon eine breite Bewegung des Pazifismus aufgetreten war, zu der damals bis 1914 sogar die SPD gehört hatte.
Verwirrt? Theater?
Ja, wie unser Land, gerade zu den WIRREN geworden, zwischen hoch getriebenen Krankheits-Ängsten und martialischem Regierungshandeln mit parlamentarischer Absegnung
Zu Beginn stehen wir im Kreis,
nehmen unsere Füße am Boden wahr, die Bewegungsmöglichkeit des einen Fußknöchels, der zweiten Seite ... die Knie, Becken, Rückgrat, Schultern, Brustkorb, Hals, Zunge, Stimme, Gesicht, Augen ... jeweils mit kleinen Ausdrucksübungen und Geschichten, die "ankern" können, Erinnerungen wecken.
Die erste Partner-Übung ist zu zweit, Grenzen im Bewegungsradius zu erkennen: Eine Hand führt (auf Abstand) das Gesicht der PartnerIn, welchen Vorgaben ist sie bereit zu folgen? Die gleiche Übung auch noch zu dritt, mit anderen Partnern, Frage der Macht-Gefühle und Verantwortung dabei.
Davon geht es in die weiteren Schritte des Statuen-Baus:
Eine Person "mitnehmen", zur Statue "einfrieren",
dann Ausdruck und Haltung formen, Spannungsbögen im Körper entdecken und betonen,
das angestrebte Gesicht "in einem Spiegel " zeigen,
die Augen (mit zwei Fingern) auf einen Punkt ausrichten,
einen Satz, ein Wort oder einen Ton geben,
... und fertig ist die erste Galerie, die von den BildhauerInnen betrachtet werden kann.
Diese sollen dabei eine Haltung zu den Statuen und ihren Äußerungen einnehmen, reagieren.
[Wenn alle die Bilder sehen sollen, nehmen die BildhauerInnen selbst noch die Haltung der Statuen ein, die bisherigen Statuen können alle Figuren betrachten.]
Die Statuen
können schon zu einem Thema gestellt werden, aus den geformten Bildern werden die generativen Themen* der Teilnehmenden gesammelt:
Was ist für mich an diesem Thema mit Druck beladen, was möchte ich ändern, was hat mich geärgert ...
Die Bilder können auch schon mit ersten Methoden analysiert werden:
"Stimmen hören" und "Gedanken lesen" fordert die Gruppe zu allen möglichen und unmöglichen Interpretationen heraus, die möglichst schon wild durcheinander kommen, damit nicht zu viel Zensur zurückhält.
Die nächste Statuen-Reihe
kann dann schon zum Thema Konflikt, nun wieder in Dreier-Gruppen, gebaut werden: Zum Thema passend, werden durch eine Regisseur*in zwei Statuen so zueinander gestellt, dass sie, wie maschinell, im Höhepunkt des Konfliktes bleiben und ihre Sätze wiederholen.
Aus diesem Kern-Stück (Nucleo) können wir dann schon (in größeren Gruppen) die Forum-Szenen entwickeln: Wie kam es zu dieser Haltung, wie sieht die Vorgeschichte in mehreren Schritten aus? Sind wir am Höhepunkt und "Fall" der Geschichte?
Die Dramatik des Forum-Theaters gibt dem Publikum die Möglichkeit, die unterdrückte Hauptperson kennen und lieben zu lernen, bis sie dann in ihrem Bemühen scheitert: Dann ist die Zeit des Jokers gekommen, der das Publikum zur Veränderung der Szene herausfordert und ermutigt.
Damit
die Szene auch sicher, ansprechend und wiederholbar wird, benutzen
wir einige Proben-Techniken, wie das "spielen als Tiere",
"Stopp, was denkst du?"
Und
dann geht es schon beinahe auf die Bühne:
Aufwärmübungen
erinnern noch mal an die erste Runde der Ausdrucksübungen,
diesmal große
Bewegungen, die gut geübte Stimme und der gemeinsame Rhythmus geben
uns Sicherheit zum Auftritt.
Wenn
dann aus dem Publikum jemand kommt und eine Veränderung spielt,
werden
sich
die "Unterdrücker" entscheiden, ob sie sich davon
beeindrucken lassen und
ihre alte Haltung aufgeben. Wenn nicht, gibt es ein neues Spiel
...
Kritische Theorie denkt die Um-Welt mit
hier kommt noch eine Aktualisierung rein:
©
Fritz Letsch 2020 Bilder aus Berlin und Morava
frühere Veröffentlichungen
1. Bücher
Theater macht Politik, Die Methoden des Teatro Oprimido in der Jugendbildungsarbeit
Ein
Werkstattbuch in der Reihe "Gautinger Protokolle", eine
Zusammenstellung zum Einsatz in der Jugendarbeit als Zusammenfassung
von 10 Jahren
1. Version als Werkstattheft war lange Zeit
erhältlich im Institut für Jugendarbeit des Bayrischen
Jugendrings
2. Von Simone Odierna stark erweiterte Ausgabe als
Buch im AG SPAK Verlag
im Buchhandel und im Internet: agspak-buecher.de
Ketzerbrevier
eines Altöttinger Ministranten:
... denn Sie wissen nicht, was
Liebe ist ...
Mein
Ärger mit der Kirche - Bewusstseinsbildung statt blindem
Glauben! ISBN 3-930 830-48-5 auch online bei http://www.agspak-buecher.de
2. Artikel in Büchern
Die
Arbeit am Tabu: Lehren und Lernen mit Boal, Werkstattgedanken
in:
Freire-Brief 48/49-91 und: Gebraucht das Theater, Die Vorschläge
Augusto Boals: Erfahrungen, Varianten, Kritik. Hg. Bernd Ruping,
Bundesvereinigung kulturelle Jugendbildung Lingen-Remscheid 1991
(vergriffen)
Zukunftswerkstatt
- Utopie: Vom Problem zum neuen Projekt
in: das KulturBureau,
Handbuch zur Organisation, Entwicklung, Aufbau und Absicherung von
Projekten im kulturellen und sozialen Bereich,
Hrsg. Para-SOL
e.V. Autorenteam Regensburg 1992
Szenen für
die Szenen
in: Aids-Prävention und Jugendschutz, Mat.
und Dokumente, Aktion Jugendschutz, Bundesstelle, Boorberg Verlag
1992
Mach mir eine
Szene! Zur Theaterarbeit in der Aids-Prävention
Punkt
4.4 Theater in der Arbeitshilfe: Sexualpädagogik in der Praxis,
Hg.: Franz Will, Aktion Jugendschutz, 1992
und in: Reader zur
Aids-Artikel in Büchern Prävention,
Aktion Jugendschutz Bayern 1992
Utopie als Lust
an der Krise
in: das KulturBureau II, Aufbau und Absicherung
des eigenen Arbeitsbereiches, Hg. Para-SOL e.V. Autorenteam
Regensburg 1994
Lernen
zurückerobern, Theater-Werkstatt-Arbeit als kooperative
Arbeitsform
in: Kulturen des Lernens, Bildung im Wertewandel,
Hg. von Hannelore Zimmermann & Verband unabh.
Bildungsinitiativen und Tagungshäuser Baden-Württemberg,
talheimer sammlung kritisches wissen 1995
Beitrag zum Buch
Unternehmenstheater in der Praxis, Veränderungsprozesse mit
Theater gestalten - ein Sachroman, Hg. Peter Flume, Karin
Hirschfeld, Christian Hoffmann, Gabler Verlag und wie er entstand
...
Visions-Theater(R) Theater-Methoden in der Arbeitswelt und neu
auf visions-theater
Die Verwandtschaft von Gestalt und Forum-Theater erschienen in: Helmut Wiegand (Hg):
Theater im Dialog: heiter, aufmüpfig und demokratisch: Deutsche und europäische Anwendungen des Theaters der Unterdrückten. Mit einem Beitrag von Augusto Boal ibidem-Verlag
2. Video-Arbeiten
Theater – Erziehung – Polizisten - Politik Eine Probe auf die Wirklichkeit entwicklungsdienst theater-methoden München - Nürnberg – Bielefeld – Utrecht (mit Hermann Ehrlich)
Videofilm:
"Theater, wie im richtigen Leben!"
interkulturelles
schul - theaterprojekt "miteinander reden lernen",
(Wolfgang Fänderl)
Leitplanke Forumtheater 3 Szenen zu unserem Zusammenleben in München, Inkomm und Fachhochschule München (Sema Mühlig-Versen)
unfertig und bisher unveröffentlicht blieben die Aufnahmen zum Europäischen Joker-Treffen mit Augusto Boal 1997 zum Legislativen Theater mit der Fachhochschule München Sozialwesen in Pasing, jetzt Hochschule München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften
3. Zeitschriften-Artikel
Alfabetisierung
der Sinne
in: image 53, Zeitschrift der Kath.
Hochschulgemeinde Würzburg 1982
Erfahrungen mit
dem Theater der Unterdrückten in Europa
in: das
baugerüst, musisch kulturelle Bildung 4 / 85, Materialien für
die evang. Jugendarbeit in Bayern
Aktionstheater
als Schritt in die Öffentlichkeit, Neue Theaterformen in der
Jugendarbeit
in: jugendnachrichten, Zeitschrift des
Bayrischen Jugendrings 1987
Bewußtseinsbildung
in der Theaterarbeit
in: Befreiung und Menschlichkeit, Texte
zu Paulo Freire, Hrsg: Heinz Schulze u.a. AG SPAK 1991
Die Wüste
wächst, weh dem, der Wüsten birgt
in:
Vorbereitungsmaterialien zur AGG- Jahrestagung 1991 Bonn, Verband der
kath. Studentengemeinden Deutschlands
Reale
Theaterarbeit in sozialen und pädagogischen Berufen
in:
Professionelle Kompetenz in der befreienden Pädagogik,
Zeitschrift für befreiende Pädagogik 2/3 1994
Bericht aus
Kroatien, Theatermethoden in der Flüchtlingsarbeit
Bericht
für Regenbogen Bayern 1994 und in: Medizin und Gewissen,
Der
Mensch nimmt sich mit, wenn er flieht, Materialien zum
internationalen Ärztekongress Nürnberg, München 1997
Theater der
Unterdrückten: Brasilianische Theaterarbeit für
Deutschland?
in: Brasil Aktuell, Zeitschrift von Arche Nova
e.V. München 1995
Stimmkonzert.
Eine soziale Erfahrung? Interferenzen.
in: Korrespondenzen,
Zeitschrift für Theaterpädagogik, Reader zur Tagung "
Soziales Lernen und Ästhetische Erfahrung" Berlin Februar
1995
Auf dem Weg zu
einem Theater der Veränderung?
Das Theater der
Unterdrückten in europäischen Anwendungen
in: Es
braucht Mut, glücklich zu sein, Zeitschrift für befreiende
Pädagogik 10/’96 (vergriffen)
Engpass +
Forum-Theater in Deutschland, ein
Abriss,http://home.arcor.de/letsch/bilder.htm
erschienen in:
Korrespondenzen Zeitschrift für Theaterpädagogik, über
den Bundesverband Theaterpädagogik oder im schibri-verlag Heft
34/1999: Reflexionen Perspektiven: 20 Jahre Theater der Unterdrückten
in Deutschland
Eine
Zusammenfassung der Anwendung der Theater-Methoden in der
partizipativen Unternehmenskommunikation:
Theater-Methoden
als Weg zum Dialog
als Artikel
sind die Erfahrungen in der Zeitschrift der LAG SPUK
(Landesarbeitsgemeinschaft Spiel + Kultur Bayern, Kulturelle
Jugendbildung, ) zusammengefasst: "Zielgruppe Management"
Aug 1999
Szenen verändern: Theater der
Unterdrückten heute. Joker aus Rio unterwegs.
Vorgestellt
werden alle wichtigen Aspekte des "Theaters der Unterdrückten
nach Augusto Boal". Zeitschrift für befreiende Pädagogik
Nr. 25/26, Dez. 2000, bei
www.agspak-buecher.de
teilweise
weitergeführt in joker-netz.de/ewnforum.htm dortige Links sind veraltet!
5. bedingt veröffentlichte Materialien
Emanzipatorische
Methoden in der politischen Bildung
als Arbeitsmaterial im
Institut für politische Pädagogik in Brandenburg, Potsdam
1992
Brüche in den Personen erfordern Heilungsprozesse in der politischen Bildung Konzepte für politische Bildung in Brandenburg, im Institut für politische Pädagogik in Brandenburg, Potsdam 1992
Werkstätten in der Bildungsarbeit, Werkstatt als Arbeitsweise in der Moderation in: Aktivierende Methoden für größere Veranstaltungen der politischen Bildung, WDÖFF Bonn & AG SPAK 1993
Lernen von der
Dritten Welt, "Von Rio nach Kopenhagen",
in:
Materialien für die bundesweite Fachtagung "Der
Nord-Süd-Konflikt in der Bildungsarbeit" Celle Mai 1995
Jahresbericht
‘94 von Regenbogen Bayern,
Stiftungs-Verein für
grün-nahe politische Bildung
Das Legislative
Theater verbreitet sich ...
Rundbrief des entwicklungsdienst
theater - methoden in der Paulo-Freire-Gesellschaft e.V. 2001
Zukunftswerkstätten
im Kosova (2003)
Ein
interkulturelles Fortbildungskonzept 2004 / 05
in Fragmenten im
Netz: http://joker-netz.de/ewkosova.htm
(Datei zerschossen) und Bilder-Reste: http://joker-netz.de//bilder.htm
zurück zur Übersicht mit den ganzen damaligen Verknüpfungen
aktuelle Projekte sind in erster Linie Fortbildungen, Aufführungen und Regie-Arbeiten, darunter auch Aufführungen mit Gruppen zur Anwendung des Legislativen Theaters,
Seniorentheater und Fragmente zur Gestalt-Arbeit und zur Geschichte der
humanistischen Psychotherapie
Ein Schwerpunkt der
letzten Jahre war http://www.visions-theater.com/
zur Entwicklung neuer Darstellungsformen und zur Kommunikation in
Unternehmen, zur Reflexion der Unternehmensentwicklung. Davon ist
leider nur ein geringer Teil direkt zu veröffentlichen,
http://joker-netz/visionstheater.htm
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